Es ist mal wieder so weit, die gesetzlichen Krankenkassen erhöhen ihre Beiträge und das auf breiter Front. Von dieser Erhöhung der Kassenbeiträge sind einmal mehr nur die arbeitnehmer betroffen, denn sie müssen ab nächstes Jahr wieder tiefer für ihre Gesundheit in die Tasche greifen, die Arbeitgeber tragen die erneute Erhöhung nicht mit. Was können die Versicherten tun, die einen höheren Kassenbetrag nicht mitmachen wollen? Kann die Kasse einfach so gekündigt werden oder gibt es wie bei der Kfz-Versicherung ein Sonderkündigungsrecht?
Höhere Kassenbeiträge für mehr Wettbewerb
Aktuell betragen die Beiträge zur gesetzlichen Krankenkasse 14,6 %, die je zur Hälfte von den Arbeitnehmern und den Arbeitgebern getragen werden. Seit Anfang des Jahres haben die Krankenkassen aber die Möglichkeit, einen zusätzlichen Betrag von ihren Kunden zu verlangen, und zwar immer dann, wenn sie der Meinung sind, dass sie mit den 14,6 % nicht auskommen. Diese Möglichkeit wurden den Kassen vom Gesetzgeber an die Hand gegeben, denn die Politik möchte einen größeren Wettbewerb unter den Anbietern haben. Im ersten Jahr der neuen Regelung 2015, wurden die Kassenbeiträge im Schnitt um 0,9 % nach oben korrigiert, aber keine der Kassen wagte einen deutlichen Ausflug nach oben. Im zweiten Jahr, also 2016, wird ein Anstieg der Kassenbeiträge für die Arbeitnehmer um 1,1 % erwartet, aber es zeichnen sich schon heute sehr große Differenzen zwischen den einzelnen Krankenkassen ab.
Welche Kasse verlangt welchen Zusatzbeitrag?
Viele gesetzliche Krankenversicherte sind irritiert und auch beunruhigt, denn sie wissen nicht, um wie viel ihre Kasse die Beiträge erhöht. Es sind die Versicherten der Deutschen Angestellten Krankenkassen (DAK), die ab dem kommenden Jahr am tiefsten in die Tasche greifen müssen, denn die DAK, die einen Beitragssatz von 16,1 % hat, wird 2016 ihre Kassenbeiträge um 1,5 % erhöhen. Aber auch die anderen Kassen verlangen von ihren Versicherten deutlich höhere Beiträge:
- Barmer GEK – 1,1 %
- Techniker Krankenkassen TK – 1,0 %
- KKH – 1,2 %
- IKK Nord – 1,3 %
- AOK Baden-Württemberg – 1,0 %
- AOK Bremen – 1,1 %
- AOK Bayern – 1,1 %
- AOK Niedersachsen – 0,8 %
- AOK Nordost – 0,9 %
- AOK Nordwest – 1,1 %
- AOK Rheinland-Pfalz – 1,1 %
- AOK Sachsen-Anhalt – 0,3 %
Nur die AOK Hessen hat bis jetzt die Kassenbeiträge noch nicht erhöht. Die IKK Classic ist sich noch nicht einig, ob oder um wie viel sie die Kassenbeiträge der Versicherten in diesem Jahr erhöhen wird, die Entscheidung darüber fällt erst am 21. Dezember.
Gibt es ein Sonderkündigungsrecht?
Wenn die Kassenbeiträge steigen, dann wollen das nicht alle Versicherten mitmachen und sie suchen nach einer Krankenkasse, die weniger Beiträge verlangt. Wer heute seine Krankenkasse wechseln möchte, der kann sich auf sein Sonderkündigungsrecht berufen, was immer dann gilt, wenn die Kassen die zusätzlichen Beiträge neu festlegen. In diesem Fall muss die jeweilige Kasse ihre Mitglieder in schriftlicher Form über den vom Gesundheitsministerium ermittelten durchschnittlichen Zusatzbeitrag informieren, zudem muss die Kasse die Versicherten immer auf die Beitragsliste beim GKV-Spitzenverband hinweisen. Sollte der zusätzliche Beitrag einer Krankenkasse über dem durchschnittlichen Jahreswert liegen, dann muss die Kasse explizit darauf hinweisen und den Versicherten zudem mitteilen, dass es günstigere Angebote gibt. Das alles muss die Kasse immer bis zum Ende des Monats tun, der der Erhöhung der Beiträge vorangeht. Aktuell müssen die Versicherten von ihren Kassen noch vor dem 1. Januar 2016 darüber informiert werden, dass die Beiträge steigen werden.
Wer jetzt die Krankenkasse wechseln möchte, der sollte sich im Vorfeld sehr genau darüber informieren, ob die neue Kasse ihre Beiträge nicht doch noch erhöhen wird. Eine Zusammenfassung der neuen Beiträge gibt es auf der Seite des GKV-Spitzenverbandes unter www.gkv-zusatzbeitraege.de, ab dem 1. Januar 2016 werden dort alle gesetzlichen Krankenkassen und ihre Betragserhöhungen aufgelistet.
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Über den Autor Ulrike Dietz
Ulrike Dietz ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt im Hochsauerland. Die Journalistin und Buchautorin schreibt Artikel zu vielen verschiedenen Themen und bezeichnet sich selbst als flexibel, aufgeschlossen und wissbegierig.