Aktuellen Forschungen zufolge erkranken vereinsamte Personen vermehrt an Alzheimer. Der geistige Abbau könnte eine Begünstigung durch eine stetige geistige Unterforderung erfahren. Allerdings zeigen weitere Befragungen, dass Einsamkeit ebenfalls ein Anzeichen für eine beginnende Demenz sein könnte.
Ablagerungen von Protein im Gehirn
Nancy J. Donovan untersuchte zusammen mit ihren Kollegen insgesamt 79 Senioren sowie deren Gehirne. In ihrer Untersuchung wurden die Probanden nach deren Einsamkeitsgrad befragt. Die durchschnittlich 76 Jahren alten Damen und Herren gaben zu Beginn der Studie keinerlei Anzeichen geistiger Probleme. Die Antworten beliefen sich auf 5,3 von möglichen 12 Punkten.
Beim Durchleuchten der Gehirne der Senioren fanden sich Eiweißablagerungen. Diese lassen sich bei gesunden Menschen ebenfalls nachweisen. Jedoch finden sie sich hauptsächlich in hohem Maße im Hirn von patienten mit Alzheimer. Sich einsam fühlende Personen haben sieben Mal mehr Eiweißablagerungen im Gehirn als zufriedene Menschen. Als überraschend wurde der Zusammenhang bei Studienteilnehmern wahrgenommen, die über eine bestimmte genetische Variante verfügten. Eine erhöhte Alzheimergefahr besteht bei Betroffenen mit dem Gen APOEε4. Gerade bei diesem Personenkreis haben sich nicht nur erhebliche Proteinmengen im Gehirn gesammelt. Sie fühlen sich ferner auch äußerst einsam.
Beeinflussung der Gefühle durch Alzheimer
Es kann davon ausgegangen werden, dass Vereinsamung mit krankhafter Veränderung im Hirn einhergeht. Daraus schlussfolgern Donovan und ihre Kollegen, dass Einsamkeit ein Frühwarnzeichen für Alzheimer sein kann. Als geklärt gilt, dass Ängstlichkeit, Depressionen und Reizbarkeit eine Alzheimererkrankung ankündigen können. Jedoch ist bislang noch unbekannt, wie hoch die Bedeutsamkeit von Emotionen und Änderungen des Verhaltens bei der Alzheimerentstehung sind.
Entdecken der Frühwarnzeichen
So kann es Sinn machen, ebenso nach sozialen wie auch emotionalen Aspekten wie der Einsamkeit zu suchen. Damit lässt sich in Zukunft wahrscheinlich ein individuelles Erkrankungsrisiko an Demenz besser einschätzen. Dies wird bislang immer noch als problematisch angesehen. Werden Alzheimer und weitere Demenzerkrankungen erkannt, sind diese normalerweise bereits so weit fortgeschritten, dass ein Krankheitsstopp bisher unmöglich war. Lassen sich diese Krankheiten jedoch in einem frühen Stadium erkennen, bestehen wesentlich bessere Chancen.
Quelle:
Nancy J. Donovan et al.: Association of Higher Cortical Amyloid Burden With Loneliness in Cognitively Normal Older Adults, JAMA Psychiatry. Published online November 2, 2016. doi:10.1001/jamapsychiatry.2016.2657
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27806159
Über den Autor Silvia Goeritz
Ich bin 52 Jahre, schreibe bereits seit meiner Jugend. Als Asperger-Autistin habe ich keine Kinder, ich führe eine Fernbeziehung. Hauptsächlich schreibe ich über Gesundheitsthemen, vorwiegend gesunde Ernährung, Psychologie/psychische Erkrankungen, diäten, Fitness und sonstige gesundheitliche Themen.