Vom Stoffsäckchen zum sicheren Verhütungsmittel
Pariser, Lümmeltüte, Verhüterli, Gummi – Es gibt viele Namen für das Kondom. Kaum verwunderlich, immerhin handelt es sich hierbei um eines der am meisten verwendeten Verhütungsmittel weltweit. Das Prinzip des Kondoms ist ebenso einfach wie genial. Es gehört zu den sogenannten Barriere-Methoden zur Empfängnisverhütung. Das bedeutet, dass die spermien abgefangen werden, ehe sie in die Gebärmutter der Frau eindringen können. Damit die Methode möglichst sicher ist, bestehen Kondome heute überwiegend aus Latex. Das war jedoch nicht immer so, wie ein Blick in die Geschichte des Kondoms verrät.
Vom Aberglaube der alten Ägypter und der Sagenwelt der Griechen
Wenn man das Kondom als „Hülle, die über den Penis gestülpt wird“ definiert und den Aspekt der Verhütung außer Acht lässt, dann kann man sagen, dass die Geschichte des Kondoms wahrscheinlich bei den alten Ägyptern begann. Diese kleideten ihre Genitalien in Säckchen, die vermutlich dem Schutz beim Kampf dienten. Außerdem wird davon ausgegangen, dass sich die ägyptischen Männer vor Geistern schützen wollten, die über ihren Penis in den Körper gelangen konnten. Darüber hinaus wurden die „Ur-Kondome“ wahrscheinlich als Statussymbole und Schmuckstücke verstanden.
Der erste, der das Kondom zum Schutz beim Geschlechtsverkehr trug, war – zumindest wenn man der Sage glaubt – der griechische König Minos. Dessen Samen soll giftig gewesen sein. Um seine Frau zu schützen und dennoch intim mit ihr zu verkehren, nutzte der König mit einer art kondom, das aus einer Ziegenblase bestand. Ob diese Erzählung wissenschaftlichen Wert für die Geschichte des Kondoms hat, ist natürlich mehr als fraglich.
Dennoch belegen diverse Quellen, dass das Kondom seinen Ursprung wahrscheinlich im antiken Griechenland hat. Damals diente es vorrangig dem Schutz vor Geschlechtskrankheiten. Ob die Menschen damit auch eine Schwangerschaft verhindern wollten, kann nicht eindeutig bestimmt werden. Interessant ist, dass die alten Griechen sehr kreativ waren, wenn es um die Wahl des Materials ging. Die Geschichte vom Kondom zeigt, dass sie neben Tierdärmen beispielsweise auch Blätter, Leder und sogar Metall nutzen.
Warum die Syphilis die Geschichte des Kondoms beeinflusst hat
Als Seefahrer im 16. Jahrhundert aus der „neuen Welt“ zurückkamen, brachten sie nicht nur viele Eindrücke und exotische Schätze mit, sondern auch die gefährliche Geschlechtskrankheit Syphilis. Die Krankheit verbreitete sich schnell. Um ihr den Kampf anzusagen, erfand ein Arzt aus Italien eine Art Stoffsäckchen, das in verschiedene Flüssigkeiten getränkt wurde. Diese frühe Form des Kondoms sollte die Menschen vor Syphilis schützen, diente aber immer noch nicht der Empfängnisverhütung. Dennoch waren die Stoffsäckchen ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Kondoms. Denn sie brachten immer mehr Menschen auf die Idee, die Thematik weiterzudenken. So kam schließlich auch der Gedanke auf, die Hüllen zu nutzen, um Schwangerschaften zu vermeiden.
Die ersten (halbwegs) wirkungsvollen Kondome bestanden schließlich aus Schafsdärmen und anderen tierischen Membranen. Es wird davon ausgegangen, dass selbst Casanova, der wohl berühmteste Liebhaber der Welt, die sogenannten „English Overcoats“ nutzte, um sich vor Krankheiten zu schützen. Einige berichten sogar darüber, dass der Italiener wahre Luxus-Modelle nutzte, die mit Seide oder Samt ausgekleidet waren. Kein Zweifel: Das waren die elegantesten „Verhüterlis“ in der Geschichte des Kondoms.
Ein weiterer Wendepunkt in der Geschichte des Kondoms: Die Vulkanisation
Was hat die Geschichte des Kondom mit Autoreifen zu tun? Eine ganze Menge, denn ohne Charles Goodyears Entdeckung aus dem Jahr 1839 sähe das heutige Kondom wahrscheinlich ganz anders aus. Der US-Amerikaner entdeckte nämlich die Vulkanisation, ein Verfahren, mit dem man Natur-Kautschuk dauerhaft elastisch machen kann. Dieser weitere Schlüsselmoment in der Geschichte des Kondoms führte zu einer bahnbrechenden Veränderung. Statt Tierdärmen wurde nun Gummi genutzt, um die Verhütungsmittel herzustellen. Das erste Gummi-Kondom von Goodyear wurde im Jahr 1855 hergestellt. 1870 begann die Massenproduktion.
Ein letzter entscheidender Schritt in der Geschichte des Kondoms fand schließlich im Jahr 1930 statt. Seit diesem Jahr werden Kondome aus Latex hergestellt.
Bild: © Depositphotos.com / ginasanders
Tags: durex schulpaketÜber den Autor Jessika Fichtel
Jessika Fichtel setzt sich als freiberufliche Autorin intensiv mit verschiedenen Themen aus den Bereichen Gesundheit, Familie und sexualität auseinander. Eine besondere Leidenschaft von ihr sind gesunde Ernährung und insbesondere Superfoods.