Am 3. Dezember 2015 treffen sich in Mainz Mediziner und Schlafforscher, um darüber zu diskutieren, wo die Ursachen für schlechten Schlaf liegen und warum in Deutschland immer mehr Menschen unter Schlafmangel leiden. Die Experten diskutieren aber auch darüber, wie sich mangelnder und schlechter Schlaf auf das private und berufliche Leben auswirken kann und sie wollen herausfinden, in welcher Form das digitale Zeitalter auf den Schlaf Einfluss nimmt. Viele Fragen stehen auf der Tagesordnung, aber einige dieser Fragen lassen sich schon jetzt beantworten.
Wie viele Menschen leiden unter Schlafmangel?
Offiziell leiden in Deutschland rund sechs Prozent der Bevölkerung entweder unter Schlafmangel oder unter massiven Schlafstörungen. Diese sechs Prozent können nicht richtig durchschlafen, sie haben Probleme beim Einschlafen oder sie schlafen einfach zu wenig. Alle diese Menschen müssten sich eigentlich behandeln lassen, aber nicht jeder geht mit seinen Schlafschwierigkeiten auch zu einem Arzt, viele versuchen den gestörten schlafrhythmus selbst in den Griff zu bekommen, was die Probleme nicht selten noch vergrößert. Diejenigen, die unter Schlafmangel leiden, gehen noch seltener zu einem Arzt, die Mehrzahl nimmt sich vor, den Schlafmangel zu beheben, was allerdings nur sehr selten gelingt.
Wo liegen die Gründe für Schlafstörungen und Schlafmangel?
Die größte Gefahr für ein gestörtes Verhältnis zum Schlaf sehen die Experten in der heutigen Gesellschaft. Viele leben ohne Pause rund um die Uhr, sie sind zu jeder Zeit erreichbar und stehen im stetigen Kontakt zu ihrem Arbeitsplatz oder zu anderen Menschen. Aber auch Schichtarbeit führt zu Schlafmangel und Schlafstörungen, ebenso wie organische Erkrankungen und psychische Beschwerden. Die permanente Anspannung, die viele Menschen durch den Alltag begleitet, ist aber der größte Feind des gesunden und erholsamen Schlafes. Immer mehr Menschen liegen nachts mit Sorgen im Bett, die sie nicht einschlafen lassen, oder sie gehen viel zu spät ins Bett und leiden dann letztendlich unter Schlafmangel.
Welche Folgen kann Schlafmangel haben?
Schlafmangel kann ernste Folgen haben und das nicht nur für den Körper, auch die Psyche leidet darunter. So wird das Herz-Kreislaufsystem bei ständigem Schlafmangel stark belastet, denn Studien zeigen, dass Menschen, die zu wenig schlafen oder im Schichtdienst arbeiten, deutlich anfälliger sind, wenn es um Schlaganfälle und Herzinfarkte geht. Schlafmangel führt aber auch zu einem gefährlichen Optimismus, der schnell realitätsfremd wird und auch die Risikobereitschaft steigt in diesem Zusammenhang deutlich an, wie Studien beweisen. Das erklärt nach Meinung von Schlafforschern auch die oft nicht nachvollziehbaren Reaktionen und Taten einiger ranghoher Politiker und Manager, die permanent unter einem eklatanten Mangel an Schlaf leiden.
Schläft man in der partnerschaft besser?
Menschen, die ohne einen Partner leben, leben in der Regel ungesünder und sie leiden auch öfter an Schlafmangel. Aber ist eine feste Partnerschaft ein Garant für einen erholsamen Schlaf? Nur bedingt, sagen die Forscher, denn während Männer im gemeinsamen Schlafzimmer tiefer und auch länger schlafen, leiden viele Frauen im Ehebett unter Schlafstörungen und damit auch unter Schlafmangel. Das gemeinsame Bett ist ein Ort der Sicherheit und es gibt ein Gefühl von Geborgenheit, dass Frauen trotzdem schlechter schlafen, kann evolutionsbiologisch bedingt sein. Frauen sind durch ihre Gene so programmiert, dass sie sich auch in der Nacht für das Wohl ihrer Familie zuständig fühlen. Frauen schlafen auch zu Hause praktisch immer an ihrem Arbeitsplatz. Bei Jugendlichen spielt das Smartphone eine wichtige Rolle in Bezug auf Schlafstörungen und Schlafmangel. Die überwiegende Mehrheit der 15- bis 25-jährigen beschäftigt sich vor dem Einschlafen noch intensiv mit ihrem handy, sie können auf diese Weise nur sehr schwer abschalten und es fällt ihnen dann entsprechend schwer, in den Schlaf zu finden. Am nächsten Morgen macht sich der Schlafmangel bemerkbar, denn die Jugendlichen sind unkonzentriert, sie fühlen sich erschöpft und sind komplett übermüdet.
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Über den Autor Ulrike Dietz
Ulrike Dietz ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt im Hochsauerland. Die Journalistin und Buchautorin schreibt Artikel zu vielen verschiedenen Themen und bezeichnet sich selbst als flexibel, aufgeschlossen und wissbegierig.