Körperlich kranke Menschen bekommen Mitleid, Menschen, deren Seele krank ist, werden bestenfalls belächelt und hinter vorgehaltener Hand für verrückt erklärt. Beinahe jeder Dritte leidet zumindest einmal in seinem Leben an einer psychisch bedingten Krankheit, aber bis heute werden diese Menschen oftmals unwürdig behandelt. Das geht aus einem Bericht der weltgesundheitsorganisation who zum Tag der seelischen Gesundheit hervor. Die WHO hat einen Appell gestartet, in dem sie dazu aufruft, seelisch kranke Menschen nicht länger zu stigmatisieren und auszugrenzen.
Mehr Aufklärung
Den Tag der seelischen Gesundheit gibt es seit 1992, ins Leben gerufen wurde er von der World Federation for Mental Health, kurz WFMH. Diese Organisation gibt es bereits seit 1948 und sie setzt sich seitdem für Menschen ein, die aufgrund einer seelischen Erkrankung in vielen Bereichen des täglichen Lebens beleidigt, benachteiligt oder sogar drangsaliert werden. Die WFMH will zusammen mit der WHO erreichen, dass Menschen, die zum Beispiel unter Depressionen leiden, nicht länger ausgegrenzt und nicht mehr sozial benachteiligt werden. Die Organisation kämpft für mehr Aufklärung, damit es weniger Vorurteile gegenüber Menschen mit seelischen Erkrankungen gibt.
Angemessene Behandlung für seelisch Kranke
Die Ausgrenzung von psychisch Kranken findet in vielen Bereichen des Lebens statt. So dürfen diejenigen, die schon einmal wegen einer seelischen Erkrankung in Behandlung waren, keinen Jagdschein machen und auch nicht mehr als Polizeibeamte arbeiten. Die WFMH und auch die WHO setzen sich nicht erst seit gestern dafür ein, dass diese Menschen in ihrer Berufswahl nicht benachteiligt werden dürfen, nur weil sie schon einmal wegen eines seelischen Leidens ambulant oder stationär behandelt worden sind. Sie sollten die gleichen Chancen wie alle anderen Menschen haben, denn auch sie haben ein Anrecht darauf, angemessen behandelt zu werden.
Eigenständige Menschen
Dass immer noch viele Menschen, die seelisch krank sind oder waren, in vielen Dingen nicht mehr als eigenständige Personen behandelt werden, auch darauf sollen die geplanten Aktionen der WHO und der WFMH aufmerksam machen. Viele Menschen, die schon einmal seelisch krank waren, beklagen zum Beispiel, dass sie bei den Ärzten und Behörden nicht als selbstständige denkende Menschen behandelt werden und oftmals als verrückt abgestempelt werden. Nicht selten führt diese Haltung die Betroffenen dann in die soziale Isolation, sie verlieren an Selbstwertgefühl und werden letztendlich auch wieder krank.
Die gleiche Behandlung
Die WHO und die WFMH fordern, dass seelisch Kranke genauso behandelt werden wie diejenigen, die körperlich krank sind. Das gilt aber nicht nur für das tägliche Leben und den Beruf, sondern vor allen Dingen auch für die soziale, die medizinische und die rechtliche Behandlung. Die WHO will mit ihrem Appell aber nicht nur auf die Situation der psychisch Kranken aufmerksam machen, sie will auch darüber aufklären, wie sich Erkrankungen der Seele verhindern lassen und welche Vorbeugemaßnahmen in Hinsicht auf diese Erkrankungen getroffen werden können.
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Über den Autor Ulrike Dietz
Ulrike Dietz ist verheiratet, mutter von zwei Kindern und lebt im Hochsauerland. Die Journalistin und Buchautorin schreibt Artikel zu vielen verschiedenen Themen und bezeichnet sich selbst als flexibel, aufgeschlossen und wissbegierig.