Kalzium ist das einzig Wahre für die knochen, denn wer viel Kalzium zu sich nimmt, der muss sich um die Gesundheit seiner Knochen keine Gedanken mehr machen. Aber ist das wirklich der Fall? Ist Kalzium tatsächlich ein wirksames Mittel für die Festigkeit der Knochen, oder will die Industrie damit am Ende nur Kasse machen? 50 Studien zum Thema Kalzium kommen zu einem erstaunlichen Ergebnis.
Kalzium auf dem Prüfstand
Seit über 50 Jahren gibt es viele verschiedene Studien, die sich mit dem Thema Kalzium in Verbindung mit Knochendichte und dem Risiko einer Fraktur beschäftigen. Dieses Jubiläum nahmen wissenschaftler aus Neuseeland jetzt zum Anlass, sich einmal näher mit den Aussagen dieser Studien zu beschäftigen. Sie haben die Studien gesammelt und dann analysiert und das Ergebnis dann im Fachblatt The British Medical Journal veröffentlicht. Das Resultat dieser Analyse ist mehr als ernüchternd, denn die forscher kamen zu der Erkenntnis, dass Nahrungsmittel, die Kalzium enthalten, Knochenbrüche weder vorbeugen noch verhindern können. Auch die zahlreichen Kalzium-Präparate, die es in vielfacher Form vor allem im Bereich Nahrungsmittelergänzung gibt, helfen nicht wirklich, denn die neuseeländischen Forscher kamen zu eher schwachen und widersprüchlichen Ergebnissen.
Es gibt eine Erhöhung
Viel Kalzium im Essen und auch Kalzium in Tablettenform kann zwar die Dichte der Knochen um bis zu zwei Prozent erhöhen, aber diese Zahl ist einfach zu gering, um tatsächlich einen Knochenbruch effektiv zu verhindern. Besonders für ältere Menschen soll Kalzium angeblich sehr hilfreich sein, denn den Senioren fehlt vielfach die benötigte Knochendichte und sie sind deutlich anfälliger für Frakturen als jüngere Menschen. Aufgrund der genauen Analyse sind die Wissenschaftler zu dem Schluss gekommen, dass es vollkommen ausreicht, wenn ältere Menschen Kalzium über die normale Nahrung aufnehmen, zusätzliche Präparate sind nicht notwendig, denn sie können nicht vor Knochenbrüchen schützen.
Die Empfehlungen überdenken
Nicht nur in Neuseeland wird über die Wirksamkeit von Kalzium diskutiert, auch die Universität im schwedischen Uppsala ist zu einem sehr ähnlichen Ergebnis gekommen. Die schwedischen Forscher um Professor Karl Michaëlsson sind der Meinung, dass man die Empfehlungen, die in den letzten Jahren für Kalzium als Profilaxe ausgesprochen wurden, noch einmal überdenken sollte. Auch in Schweden ist man zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen, welches den Befund der Kollegen aus Neuseeland bestätigt. Die meisten Menschen werden von einer höheren Kalzium Dosis nicht profitieren können, ganz im Gegenteil, sie setzen sich unterschätzten Risiken aus. So kann zu viel Kalzium das Herz- und Kreislaufsystem schwer belasten, unter Umständen steigt sogar die Gefahr eines Herzinfarktes stark an. Zu dieser Erkenntnis kamen die Wissenschaftler nach der Auswertung der Studien, die sich in den vergangenen Jahren für mehr Kalzium ausgesprochen haben. Dazu kommt, dass viele dieser Studien von der Nahrungsmittelindustrie in Auftrag gegeben und auch finanziert wurden, eine neutrale Bewertung ist in diesen Fällen nicht mehr möglich.
Bild: © Depositphotos.com / conceptw
Tags: zu viel calcium nebenwirkungenÜber den Autor Ulrike Dietz
Ulrike Dietz ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt im Hochsauerland. Die Journalistin und Buchautorin schreibt Artikel zu vielen verschiedenen Themen und bezeichnet sich selbst als flexibel, aufgeschlossen und wissbegierig.