Eine Schraube, die das Schultergelenk zusammenhält, Nägel, die das Schienbein fixieren und ein Stent, der nach einem Herzinfarkt eingesetzt wurde – diese „Ersatzteile“ sind sehr hilfreich, aber sie bergen auch Gefahren. Normalerweise müssen Implantate nach einer gewissen Zeit wieder entfernt werden, aber das geschieht nicht immer. Verbleiben die Implantate im Körper, dann kann es passieren, dass sie auf Wanderschaft gehen und dann zu entzündungen im Gewebe führen, die schnell chronisch werden können. Jetzt gibt es abbaubare Implantate, die sich einfach auflösen und keine Folgeoperationen mehr notwendig machen.
Implantate aus Magnesium
Die neuen abbaubaren Implantate wurden vom Austrian Institute of Technology entwickelt und stellen eine Art Meilenstein im Bereich der Implantate dar. Abbaubare Implantate bestehen aus einer Magnesium-Legierung, die neben Magnesium auch kleine Mengen von Zink und Kalzium enthalten. Damit ist ein implantat aus natürlichen Mineralstoffen entstanden, die auch im Körper vorkommen. Die Wissenschaftler aus Österreich haben ganz bewusst auf Stoffe verzichtet, die im Körper nicht vorkommen und daher auch nicht mehr abgebaut werden können. Was aber besonders wichtig ist, abbaubare Implantate enthalten kein Aluminium mehr, denn das Metall steht im Verdacht, Alzheimer auszulösen.
Abbaubare Implantate sind schon im Einsatz
Die ersten Implantate, die der Körper wieder abbauen kann, wurden bereits mit großem Erfolg getestet. In ersten klinischen Studien wurde aber auch klar, dass mineralische Implantate noch nicht die Festigkeit haben, wie sie die Implantate aus Metall haben. Ein großer Vorteil gegenüber Metallimplantaten aber besteht darin, dass die abbaubaren Implantate eine größere Flexibilität in der Bewegung haben. Das kommt vor allem den Patienten zu Gute, die mit einem Implantat in einem Gelenk leben müssen. Neue Modelle zeigen außerdem bei der Festigkeit kaum noch Unterschiede zu den implantaten, die wie bisher aus Titan bestehen.
Viele Vorteile
Für die Herzchirurgie und auch die Orthopädie sind die abbaubaren Implantate eine sehr große Hilfe. Wenn zum Beispiel nach einem Herzinfarkt sogenannte Stents zum Einsatz kommen, dann lösen sich diese nach einer gewissen Zeit einfach auf und verschwinden. Anders als bei Implantaten aus Metall gibt es keine Folgeoperationen mehr, denn diese OPs sind nicht selten schwierig, wenn das Implantat mit dem Gewebe stark verwachsen ist und sich Narbengewebe gebildet hat. Da die neuen Implantate sich beim Aussehen und bei der Handhabung von den klassischen Metallmodellen kaum unterscheiden, müssen sich die behandelnden Ärzte auch nicht umstellen.
Kurz vor der Zulassung
Es dauert nicht mehr allzu lange, dann werden abbaubare Implantate auch in deutschen Operationssälen zugelassen. Die klinische Phase ist bereits abgeschlossen und die Hersteller der neuen Implantate warten jetzt nur noch darauf, dass es eine Zulassung gibt. Dieser Zulassung wird aber nichts im Wege stehen, da die abbaubaren Implantate dabei helfen, viel Geld zu sparen und für den Patienten auch besser verträglich sind.
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Über den Autor Ulrike Dietz
Ulrike Dietz ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt im Hochsauerland. Die Journalistin und Buchautorin schreibt Artikel zu vielen verschiedenen Themen und bezeichnet sich selbst als flexibel, aufgeschlossen und wissbegierig.