Neue Gesetze sind eigentlich dazu gedacht, Menschen zu helfen. Besonders bei eher seltenen Krankheiten wird jedes neue Präparat, das auf den Markt kommt, nicht selten sehnsüchtig erwartet. Jetzt geht aber ein neues Gesetz an den Start, das die Neuordnung auf dem Arzneimittelmarkt gestalten soll und es richtet sich vor allem auf die Medikamente, die ohne sogenannten Zusatznutzen auf den Markt kommen. Wie unsinnig das Gesetz um den Zusatznutzen ist, zeigt sich vor allem im Fall der epilepsie, denn es werden Präparate vom Markt genommen, die vielen Menschen Hilfe bringen.
Ärzte und Patienten sind empört
Menschen, die unter Epilepsie leiden, sind in ihrer Lebensfreude und auch in ihrer Freiheit enorm eingeschränkt, denn sie sind auf diese Medikamente angewiesen, die ihnen ein Stück Lebensqualität bieten können. Aber wenn es um das neue Gesetz geht, dann steht das sperrige Wort Zusatznutzen im Raum und es betrifft die Medikamente, die Epileptikern helfen können. Epilepsie kann vor allem wenn sie bei Kindern auftritt, schnell lebensbedrohlich werden und das war auch bei Hannah der Fall. Das Mädchen erkrankte als Achtjährige an Epilepsie und hatte bis zu 300 Anfälle am Tag. Ihr leben spielte sich nur noch zu Hause im Bett oder im krankenhaus ab, bis ein Arzt ein Medikament mit Namen Fycompa entdeckte. Hannah ging es wieder gut, sie konnte in die Schule gehen, Rad fahren und alles das tun, was Kinder in ihrem Alter auch tun. Dann zog der japanische Hersteller von Fycompa das Mittel in Deutschland vom Markt und Patienten wie Hannah bekommen das Medikament nur noch auf Antrag.
Was steckt hinter dem Zusatznutzen?
Der Grund, warum Fycompa und auch das ähnliche Medikament Trobalt von einem englischen Pharmaunternehmen vom Markt genommen wurden, klingt in Hinblick auf das Leiden der Epileptiker eher zynisch: Der Verkauf in Deutschland ist nicht mehr lukrativ genug. Ein Gremium, das über die Kostenübernahme durch die Krankenkassen entscheidet, sprach jetzt beiden Medikamenten einen Zusatznutzen ab. Im Klartext heißt das, wenn ein neues Medikament wie zum Beispiel Fycompa nicht mehr nützt als ein Mittel, das schon länger auf dem Markt ist, dann darf es auch nicht mehr kosten. Für die Pharmahersteller bedeutet das: Sie machen weniger Gewinn.
Die Betroffenen protestieren
Die Patienten, die wie Hannah nur noch auf Umwegen und für teures Geld an ihr Medikament kommen, klagen nicht die Hersteller, sondern den Gesetzgeber an. Sie haben eine Petition ins Leben gerufen, die schon 36.000 Betroffene und auch Ärzte unterschrieben haben. In dieser Petition stellen sie fest, dass die Medikamente, die es schon lange auf dem deutschen Markt gibt, in vielen Fällen nicht helfen und dass sie die Freiheit haben möchten, selbst entscheiden zu können, welches Medikament sie einnehmen wollen, damit das Leben mit Epilepsie wieder ein lebenswertes Leben wird.
Bild: © Depositphotos.com / AlphaBaby
Über den Autor Ulrike Dietz
Ulrike Dietz ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt im Hochsauerland. Die Journalistin und Buchautorin schreibt Artikel zu vielen verschiedenen Themen und bezeichnet sich selbst als flexibel, aufgeschlossen und wissbegierig.