Aufputschen, das ist etwas für Nachtschwärmer, die länger durchhalten wollen oder für Sportler, die mehr Ausdauer brauchen. Das war einmal, denn Aufputschmittel sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen und immer mehr Menschen greifen zu Wachmachern, Antidepressiva, zu Betablockern oder auch zu Medikamenten gegen ADHS. Die Krankenkassen schlagen Alarm, weil immer mehr arbeitnehmer aufgrund psychischer Leiden krankgeschrieben werden, und eine Studie beweist, dass fast 20.000 Menschen alleine im Bundesland Brandenburg zu leistungssteigernden Medikamenten gegriffen haben, die Dunkelziffer dürfte aber noch um einiges höher sein.
Die Zahlen steigen
Die DAK hat anhand einer Studie festgestellt, dass zwei Drittel aller Berufstätigen in Brandenburg schon das sogenannte Gehirn-Doping kennengelernt haben, wobei Medikamente gegen ADHS besonders häufig zum Einsatz kommen. ADHS Medikamente, wie zum Beispiel Ritalin, gelten als Wachmacher und sie sollen gleichzeitig auch die Konzentration stärken. Entwickelt wurde Ritalin für verhaltensauffällige Kinder, die unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom kurz ADHS leiden, aber auch immer mehr Erwachsene nehmen Ritalin ein. Zwischen 2011 und 2013 stieg die Verschreibung und damit auch die Einnahme des Medikaments rasant an, und zwar um 94 %. Bei den meisten Verschreibungen gibt es jedoch keine nachvollziehbare Diagnose.
Die Krankenkassen schätzen, dass sich in Deutschland bis zu fünf Millionen Arbeitnehmer mit verschreibungspflichtigen Medikamenten aufputschen und rund eine Million nimmt die Medikamente sogar regelmäßig ein. Entgegen der landläufigen Meinung, dass es nur Führungskräfte und kreativ Menschen sind, die sich mit bestimmten Medikamenten dopen, sind es heute immer mehr ganz „normale“ Arbeitnehmer, aber auch vermehrt Menschen, die um ihren Arbeitsplatz fürchten, die ihrem Leistungsvermögen mit den entsprechenden Pillen auf die Sprünge helfen.
Die Krankschreibungen steigen
Nicht nur die Zahlen derer, die leistungssteigernden Medikamente einnehmen, steigen in bedenkliche Höhen, auch die Zahl der Krankschreibungen nimmt immer mehr zu. Gegenüber 2013 stieg die Zahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen im vergangenen Jahr um 11 % und damit waren psychische Krankheiten die zweithäufigsten Erkrankungen nach den Rückenproblemen.
Übermüdet, ausgelaugt und nicht mehr fähig, einen normalen Acht Stunden Arbeitstag durchzustehen – so fühlen sich immer mehr Arbeitnehmer, quer durch alle Berufsgruppen. Anstreicher und Ärzte, Angestellte und Freiberufler, Krankenschwestern und Putzfrauen, es spielt keine Rolle, in welchem Beruf gearbeitet wird, der Stress und auch die Angst um den Arbeitsplatz sind immer da. Aber nicht nur die gesteigerte Leistung steht im Vordergrund, wenn Arbeitnehmer zu Tabletten greifen, viele fürchten sich davor, nicht mehr wie gewohnt zu funktionieren, dass ihre Konzentration nachlässt und sie deshalb Fehler machen. Erstaunlich ist auch, dass es nicht nur junge Arbeitnehmer sind, die zu Medikamenten greifen, auch ältere Arbeitnehmer, die die 50 schon überschritten haben, nehmen entsprechende Medikamente wie Antidepressiva und Ritalin.
Das Gespenst burnout
Burnout – das, was vor einigen Jahren noch eine Managerkrankheit war, ist heute ein Leiden, das immer häufiger von Ärzten diagnostiziert wird. Viele erkennen die Alarmzeichen des Burnout nicht rechtzeitig oder nehmen die Symptome auf die leichte Schulter. In der Folge nehmen die Symptome der Krankheit immer mehr zu und nicht selten führt das dann zu einem totalen Zusammenbruch. Wer sich öfter müde, grundlos traurig und wie ausgebrannt fühlt, der sollte diese Symptome ernst nehmen und auch hinterfragen, wie es dazu kommen konnte.
Es bringt nicht viel, einfach wahllos Tabletten einzunehmen, um die Symptome zu bekämpfen, handelt es sich um ein echtes Burnout dann kann nur eine gezielte Therapie helfen. Wer befürchtet, an einem Burnout-Syndrom zu leiden, der sollte die Notbremse ziehen und zu einem Arzt gehen. Mit der richtigen Medikation und einer Therapie kann das Burnout besiegt werden, aber das braucht Zeit. Jeder, der an einem Burnout leidet, muss eine Auszeit nehmen, um sich zu regenerieren, denn nur dann können sich Körper und Seele wieder vollkommen erholen.
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Über den Autor Maik Justus
Maik Justus wohnt mit seiner Familie in Bielefeld. Er beschäftigt sich überwiegend mit den Themen Gesundheit, Abnehmen, Fitness sowie Wellness. Sich selbst beschreibt er als sehr Ehrgeizig. Maik ist selbst überzeugter Gesundheitsfanatiker und Fitnessfreak. Maik ist Vater von 3 Kindern.