Unter dem Asperger-Syndrom wird eine eher milde Variation des Autismus-Spektrums verstanden. Charakteristisch für das Asperger-Syndrom bei Erwachsenen sind insbesondere Schwächen in den Bereichen der Kommunikation wie der sozialen Interaktion. Ergänzend macht sich das auch als tiefgreifende Entwicklungsstörung bekannte Phänomen durch stereotype Verhaltensweisen und eingeschränkte Spezialinteressen bemerkbar.
Hauptsächliche Beeinträchtigungen beim Asperger-Syndrom im Erwachsenenalter
Asperger-Autismus gilt als eine angeborene Störung, die bislang nicht heilbar ist. Erste Anzeichen machen sich ab dem dritten Lebensjahr bemerkbar.
Zu den sich im Vordergrund der Entwicklungsstörung drängenden Beeinträchtigungen zählen insbesondere Schwierigkeiten in den Bereichen der Mimik, Gestik und des Blickkontakts. So haben Erwachsene mit Asperger-Syndrom Schwierigkeiten diese nonverbalen Signale ihrer Mitmenschen zu deuten und selbst einzusetzen. So erscheinen erwachsene Personen mit dem Asperger-Syndrom im Kontakt mit ihrer Umwelt anderen Menschen gegenüber als merkwürdig und tollpatschig.
Da Asperger-Autisten jedoch im Großen und Ganzen mit einer normalen bis sehr hohen Intelligenz ausgestattet sind, nimmt ihre Umwelt sie zumeist eher als etwas wunderlich wahr. Verschiedentlich fallen Menschen mit dem Asperger-Syndrom durch eine Hoch- oder auch Inselbegabung auf.
Hieraus wird bereits ersichtlich, dass das Asperger-Syndrom bei Erwachsenen nicht ausschließlich von negativen Aspekten geprägt ist. Häufig ist das Syndrom mit gewissen Stärken verbunden, die sich unter anderem auf den Gebieten der
- Aufmerksamkeit
- Gedächtnisleistung
- Selbstbeobachtung
- Wahrnehmung
bemerkbar machen.
Diagnosestellung des Asperger-Syndroms bei Erwachsenen
Maßgeblich für die Diagnosestellung ist das Alter. So ist es von Bedeutung, dass die Diagnostik möglichst frühzeitig im Kindesalter erfolgt. Die Diagnostik bei Erwachsenen mit Asperger-Syndrom gestaltet sich äußerst schwierig.
Dies liegt einerseits an dem teilweise lückenhaften Erinnerungsvermögen an die zurückliegende Kindheit, in der die Symptome stärker ausgeprägt sind als im Erwachsenenalter. Andererseits können sich schwierige Verhaltensweisen im Laufe des Lebens ändern. Dies liegt an dem Bemühen der vom Asperger-Autismus Betroffenen, sich möglichst an die Gesellschaft anzupassen, um nicht stärker aufzufallen.
Zahlreiche Erwachsene mit Asperger-Autismus führen ein nahezu unauffälliges Leben. Sie haben eine Arbeit und mitunter sogar einen Partner und eigene Kinder. Einen Arzt suchen Erwachsene mit Asperger-Syndrom in der Regel nur dann auf, wenn sich Folgeerkrankungen bemerkbar machen. Dies können unter anderem
- Ängste
- Depressionen
- Essstörungen
- Zwänge
sein. Verfügt der aufgesuchte Arzt über die notwendige Kompetenz, ist dieser durchaus in der Lage, das Asperger-Syndrom bei erwachsenen Personen zu diagnostizieren.
Auffällig ist in solchen Fällen zumeist, dass Betroffene ärztlichen Anweisungen nicht Folge leisten. Sie erscheinen unbeholfen und können sich kaum orientieren. Darüber hinaus kann sich das Asperger-Syndrom auch bei Erwachsenen ähnlich wie bei Kindern äußern. So fällt nicht selten eine monotone Sprache – sofern vorhanden – sowie eine Erzählweise auf, die bis ins kleinste Detail geht.
Der Gesichtsausdruck ist bei Erwachsenen mit Asperger-Syndrom ebenso wie beim Kind starr, Blickkontakt wird zumeist vermieden. Ein Lächeln kann nicht erwidert werden. Die Fähigkeit zu einer humorvollen Bemerkung fehlt.
Probleme im beruflichen und sozialen Umwelt
Erwachsene mit Asperger-Syndrom leben zumeist sehr zurückgezogen und verfügen über wenig echte Sozialkontakte. Dieser Personenkreis tauscht sich sehr gerne mit anderen Betroffenen in Asperger-Foren online aus.
Die Thematik Partnerschaft wird beim Asperger-Syndrom maßgeblich durch den Mangel an Empathie beeinflusst. Asperger-Autisten strahlen oftmals Egoismus und Distanziertheit aus. Das Knüpfen von Kontakten zu eventuellen Partnern fällt vielen von ihnen schwer. Sofern es mit einer Beziehung klappt, entstehen oftmals weitere Probleme in Bezug stetiger Anteilnahme und Kommunikation mit dem Partner.
Ebenfalls zeigt das Asperger-Syndrom bei Erwachsenen Auswirkungen auf das Sexualleben. Manche haben kaum ein Bedürfnis nach körperlicher Nähe, andere hingegen hegen den Wunsch nach sexueller Aktivität. Letztere sind meistens unsicher, da zu einer sexuellen Intimität auch gegenseitige Empathie gehört. Trotzdem bedeutet dies nicht, dass erwachsene Asperger-Autisten keine stabile Partnerschaft und eigene Familie gründen können.
Im Berufsleben äußert sich das Asperger-Syndrom einerseits in einer schnellen Überforderung beim Umgang mit Kunden oder den Kollegen. Erwachsene mit Asperger-Syndrom haben Probleme, flexibel zu reagieren. Sie ecken oftmals mit ihrer überaus ehrlichen Art an und wirken teilweise unhöflich.
Auf der anderen Seite können Erwachsene von ihrem Asperger-Syndrom im beruflichen Alltag aber auch profitieren. Spezialinteressen – beispielsweise im Informatikbereich – lassen diesen Personenkreis beachtliche Leistungen erbringen.
Über den Autor Silvia Goeritz
Ich bin 52 Jahre, schreibe bereits seit meiner Jugend. Als Asperger-Autistin habe ich keine Kinder, ich führe eine Fernbeziehung. Hauptsächlich schreibe ich über Gesundheitsthemen, vorwiegend gesunde Ernährung, Psychologie/psychische Erkrankungen, diäten, Fitness und sonstige gesundheitliche Themen.