Arbeit kann – unter Umständen – krank machen. Hierbei handelt es sich keinesfalls um eine neue Erkenntnis, die nun für große Überraschung sorgt. Doch auch wenn dieser Fakt bekannt ist, ist es wichtig, sich immer wieder mit den verschiedenen Auslösern der Erkrankungen auseinanderzusetzen. Die Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) geht da mit gutem Beispiel voraus. Die Organisation, die aus gesetzlichen Kranken- und Unfallversicherungen besteht, hat vor kurzem einen neuen Report veröffentlicht. In diesem geht es konkret um das Thema „psychische Belastung am Arbeitsplatz“.
Psychische Belastung ist nicht gleich psychische Erkrankung
Hiltraut Paridon, die Hauptautorin vom iga.Report 32 stellt gleich zu Beginn des Schriftstückes klar, dass psychische belastungen am arbeitsplatz differenziert betrachtet werden müssen. Im Laufe der letzten Jahre hat sich ein Fehler in die Denkweise vieler Menschen eingeschlichen. Die psychischen Belastungen werden mit psychischen Erkrankungen gleichgesetzt oder als deren Vorstufe verstanden. Natürlich kann das eine das andere bedingen, doch ist es schlichtweg falsch, psychische Erkrankungen als einzige Folge einer psychischen Belastung zu sehen.
Laut Paridon handelt es sich bei psychischen Belastungen in der Arbeitswelt um „die Anforderungen, die sich aus einer Arbeitssituation ergeben“. Sie weist außerdem darauf hin, dass sich Experten inzwischen darauf geeinigt haben, die psychische Belastung in vier Kategorien einzuteilen:
- die Arbeitsaufgabe bzw. den Arbeitsinhalt
- die Arbeitsorganisation bzw. den Arbeitsablauf
- die Arbeitsumgebung und die Arbeitsmittel
- die sozialen Beziehungen
Demgegenüber steht die Definition von psychischen Erkrankungen, die von Hiltraut Paridon folgendermaßen erklärt werden: „Psychische Erkrankungen sind krankhafte Beeinträchtigungen der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens, Verhaltens bzw. der Erlebnisverarbeitung oder der sozialen Beziehungen.“
Umfassende Literaturrecherche zum Thema
Beim iga.Report 32 handelt es sich nicht um eine eigenständige Studie, in der neue Erkenntnisse vorgestellt werden. Peridon und ihrer Kollegin Mühlberg war mehr daran gelegen, einen umfassenden Überblick über die bisher bestehende Literatur und Forschung zu verschaffen. Um das zu realisieren, wurde eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt, bei der im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. April 2014 761 Arbeiten zu den psychischen Belastungen am Arbeitsplatz gefunden werden konnten. Um eine qualitative Analyse durchzuführen, wurde die Zahl der Studien mehrfach dezimiert, bis schlussendlich 164 übrig blieben.
Diese 164 Arbeiten wurden schließlich in verschiedene Kategorien eingeteilt, die die Vielseitigkeit der psychischen Belastung am Arbeitsplatz unterstrichen, und eingehender analysiert. Dabei erlangten die beiden Diplom-Psychologinnen Peridon und Mühlberg zahlreiche Erkenntnisse.
Tipp: Hier können Sie den iga.Report 32 kostenfrei herunterladen und alle Ergebnisse nachlesen.
Die verschiedenen Facetten der psychischen Belastung am Arbeitsplatz
Körperliche Erkrankungen und Beschwerden | z.B. Bluthochdruck, Schlaganfälle, Diabetes, Frühgeburten und geschwächtes Immunsystem |
Psychische Erkrankungen und Beschwerden | z.B. Burnout, Depression, Suizid und Angststörungen |
Motivation und Affekt | z.B. Arbeits(un)zufriedenheit, Kündigungsintentionen, Wohlbefinden und Motivation |
Gesundheitsverhalten | z.B. Essverhalten, Sport, Raucherverhalten und Schlafqualität |
Berufliche Performanz | z.B. leistung am Arbeitsplatz, Kreativität und Gruppenleistung |
Familie und Freizeit | z.B. Konflikte in der Familie, Möglichkeit abzuschalten und Erziehung |
Arbeitsausfall | z.B. Abwesenheitszeiten, Frühberentung und Kündigung |
Sicherheit am Arbeitsplatz | z.B. Sicherheitsverhalten |
Soziales Verhalten am Arbeitsplatz | z.B. Konflikte, Aggressionspotential und Gruppenzusammenhalt |
Die Übersicht zeigt sehr gut, wie vielseitig der Einfluss der psychischen Belastung in der Arbeitswelt auf die einzelne Person ist. Sie macht außerdem klar, wie wichtig es ist, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, um mögliche Folgen zu vermeiden. Eine präventive Vorgehensweise ist hierbei das A und O und sollte insbesondere auch von Arbeitgebern ernstgenommen werden.
Diese Faktoren machen das Arbeiten ungesund
Im iga.Report 32 wird immer wieder auf Fehlbelastung im Beruf hingewiesen, welche für verschiedene gesundheitliche Schäden verantwortlich ist. Abschließend soll nun noch geklärt werden, welche psychischen Belastungen die Gesundheit besonders stark beeinflussen.
- hohe Arbeitsintensität
- geringer Handlungsspielraum
- Kombination von hoher Arbeitsintensität und geringem Handlungsspielraum („job stain“)
- Kombination von hohem job strain und geringer sozialer Unterstützung
- geringe soziale Unterstützung
- Ungleichgewicht zwischen Verausgabung und Belohnung
- Überstunden
- Schichtarbeit
- Rollenstress
- aggressives Verhalten am Arbeitsplatz
- Arbeitsplatzunsicherheit
Es gibt viele Variablen, die die Gesundheit eines Menschen beeinträchtigen können. Wenn Sie nicht wollen, dass Sie durch Ihre Arbeit krank werden, sollten Sie die oben stehenden Punkte vermeiden.
Bild: © Depositphotos.com / kieferpix
Über den Autor Jessika Fichtel
Jessika Fichtel setzt sich als freiberufliche Autorin intensiv mit verschiedenen Themen aus den Bereichen Gesundheit, Familie und Sexualität auseinander. Eine besondere Leidenschaft von ihr sind gesunde ernährung und insbesondere Superfoods.